Schauspieler Matthias Lier ist überzeugt: Stalker leiden unter Einsamkeit
Matthias Lier (44) beschäftigte sich berufsbedingt mit Stalkern, jenen Menschen, die anderen das Leben zur Hölle machen, sie bedrohen und sie nicht mehr allein lassen wollen. Der Schauspieler gibt im Mainzer 'Tatort' so eine Person, und er musste sich erst in diese Welt einfinden.
Keine Ablöse-Erfahrung
Es half ihm, dass seine Cousine vor Jahren von so jemanden geplagt wurde. "Fachleute sagen, dass viele Stalker eine Ablöse-Erfahrung nicht richtig gemacht haben, sie bekommen es auf natürliche Art und Weise nicht hin, Menschen gehen zu lassen", beschrieb der Darsteller deren psychischen Probleme. Seine Verwandte war über ein Jahr dem Psychoterror eines Mannes ausgesetzt. "Es gab Anrufe, er schrieb Briefe, machte Gegen-Anzeigen. Er wurde sehr kreativ, um seine Einsamkeit zu bekämpfen." Den Schauspieler macht es wütend, dass es keine juristische Handhabe gegen den Terror gibt, die Polizei kann erst eingreifen, wenn etwas passiert.
Matthias Lier brauchte Zeit, um sich von seiner Rolle zu trennen
In dem Mainzer 'Tatort' spielt Matthias Lier nun so einen Menschen, der mit seinem Verhalten, die Leute zur Verzweiflung bringt und selbst gar kein Unrechtsbewusstsein hat. Man kann nur hoffen, dass diese Rolle keine Spuren bei dem Fernsehstar hinterließ, denn unlängst gestand er der 'Thüringer Allgemeinen': "In der Drehzeit bin ich Monate lang so mit der Rolle beschäftigt, dass ich anfange, wie die Figur zu werden. Wenn der Dreh vorbei ist, brauche ich einige Wochen, bis ich wieder in der privaten Gefühlswelt von Matthias Lier angekommen bin." In der Rolle eines perfiden Stalkers möchte man nicht so lange gefangen bleiben.
Gegenüber der Zeitung offenbarte der 'Tatort'-Darsteller auch, wie er seine ostdeutsche Identität abstreifen wollte. "Nach der Wende habe ich mir neue Identitäten zugelegt. Ich wollte nicht mehr Ossi sein, sondern habe mich am Westen orientiert. Ich habe sogar den bayerischen Dialekt gelernt, weil das irgendwie cooler klang." Aber das habe sich gelegt. "Je älter ich werde, desto mehr liegt mir meine Heimat am Herzen. Ich begreife immer mehr, wo ich herkomme und wo meine Wurzeln liegen", betonte Matthias Lier.
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