Boris Becker

Henning Kaiser/picture-alliance/Cover Images

Boris Becker spricht erstmals über seine Inhaftierung: "Gefängnis ist eine andere Welt"

Von wegen Promi-Bonus: An den knallharten Alltag hinter Gittern musste Boris, der in London wegen Insolvenzverschleppung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, erst einmal genauso gewöhnen wie jeder andere. Besonders schockiert habe ihn zunächst die unheimliche Geräuschkulisse, die kaum auszuhalten gewesen sei: Menschen, die einander von Zelle zu Zelle beschimpften, die sich selbst verletzten oder umbringen wollten und dabei schrien – "wie im Irrenhaus" fasst die Tennislegende die Soundkulisse zusammen. Einer der schlimmsten Momente für ihn: "Ein Häftling wollte mich umbringen", erinnerte sich Becker. Andere Häftlinge hätten ihn jedoch beschützt, und der Mann, der ihn bedrohte, habe sich am nächsten Tag entschuldigt.

Er habe auch Glück gehabt, weil er so schnell etwas zu tun bekam: Man bot ihm, dem Deutschen, an, seinen Mithäftlingen Englisch und Mathematik beizubringen – eine Fächerwahl, über die er immer noch schmunzeln muss, die ihn aber vor endlosen leeren Stunden in der Zelle bewahrte. Und viele der deutlich jüngeren Mitgefangenen hätten in ihm eine Vaterfigur gesehen, sich bei ihm Rat geholt.

Boris Becker weint aus Dankbarkeit

Nicht nur mit seinen Mitgefangenen erlebte er eine unerwartete Solidarität, auch von draußen bekommt er viel Zuspruch in Form von Post. Als er beschreibt, dass ihm sein ehemaliger Tenniskonkurrent Michael Stich (54) einen dreiseitigen Brief schickte, kommen ihm die Tränen. Stich habe "tolle Worte gefunden", das habe er so nicht erwartet. "Das hat mir Kraft gegeben." Aber vor allem ist da natürlich seine Freundin Lilian (33): "'Meine Liebe, du musst nicht auf mich warten'", habe er ihr vor Haftantritt gesagt. "Sie hat mich angeschaut: 'Hör auf! Wir sind ein Team!'" Lilians Besuche seien die absoluten Highlights gewesen und er betont: "Durch ihre Liebe (…) habe ich überlebt."

Auch die Beziehung zu seinen Kindern sei gewachsen, zum Beispiel zu Tochter Anna (22): "Noch nie habe ich so oft mit meiner Tochter gesprochen wie im Gefängnis", sagte er. "Es brauchte ein Gefängnis, dass wir uns so nahe gekommen sind wie zu dieser Zeit." Er sei unendlich stolz auf seine Kinder und allen sei eines klar geworden: "Es ist uns eine Lehre, dass wir deutlich mehr Zeit zusammen verbringen müssen, weil wir uns einfach zu sehr lieben."

Der einstige Tennisstar hat im Gefängnis zu sich selbst zurückgefunden: "Während der Zeit war es die schlimmste Zeit meines Lebens, aber das klingt vielleicht komisch, vielleicht hab ich das gebraucht", erklärte er und betont: "Es gibt einen Grund für diesen Urteilsspruch, ich hab über Jahre Fehler gemacht." Die durch seine Ausweisung nach Deutschland deutlich verkürzte Haftstrafe war ihm eine Lehre: "Jetzt besteht meine Aufgabe darin, diesen Weg nicht mehr zu verlassen." Er will sich selbst treu bleiben: "Ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war. Ich habe eine harte Lektion gelernt. Eine sehr teure. Eine sehr schmerzhafte. Das Ganze hat mich etwas Wichtiges und Gutes gelehrt. Das Gefängnis war gut für mich", erklärte der geläuterte Boris Becker.

Bild: Henning Kaiser/picture-alliance/Cover Images

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